Pressemitteilung Unordnungsamt Osnabrück – Amtshandlung „Achtung Falle!“

Unordnungsamt Osnabrück | Abteilung für angewandte Verkehrssicherheit
Datum: 25.09.2025
Betreff: Amtshandlung „Achtung Falle!“: Unordnungsamt entlarvt „Schutzstreifen“ nach Versagen der Politik
Osnabrück – Das Unordnungsamt Osnabrück hat eine unaufschiebbare Amtshandlung zur Aufklärung der Öffentlichkeit durchgeführt. Im Fokus steht die als „Schutzstreifen“ getarnte Verkehrsführung, die Radfahrende in eine alltägliche Falle lockt.
Um diese Falle im öffentlichen Raum sichtbar zu machen, haben unsere Einsatzkräfte an über 20 Gefahrenpunkten im Stadtgebiet eine hilfreiche Botschaft hinterlassen: „Achtung Dooring!“. Aufgebracht als Piktogramm direkt auf den „Schutzstreifen“, zeigt die Warnung nun die Realität: eine sich öffnende Autotür, wo eigentlich Schutz sein sollte. Die logische Konsequenz ist, dass unzählige Menschen aus reiner Notwehr auf den Gehweg ausweichen, weil sie spüren, dass bloße Farbe auf der Fahrbahn sie nicht schützt. Genau diese Verbindung wird jedoch ignoriert, wenn bei Schwerpunktkontrollen der Polizei oder in der medialen Berichterstattung das Bild vom regelbrechenden Radfahrenden gezeichnet wird. Unsere Aktion ist daher auch eine amtliche Korrektur der öffentlichen Wahrnehmung.
Überall dort, wo rechts neben dem Streifen geparkt wird, befinden sich Radfahrende im Zangengriff:
Von links: Laut einer Messung des ADFC Osnabrück halten zwei von drei Autofahrenden nicht den gesetzlichen Mindestüberholabstand von 1,50 Metern ein, am Erich-Maria-Remarque-Ring, Goethering und dem Konrad-Adenauer-Ring sogar zu über 90 %. Wie soll sich da irgend jemand auf dem Fahrrad sicher fühlen?
Von rechts: Die ständige Gefahr einer sich plötzlich öffnenden Autotür. Bundesweite Erhebungen zeigen, dass „Dooring“-Unfälle zu den häufigsten und schwersten Kollisionen zwischen Rad- und Autoverkehr in Städten zählen.
Diese Infrastruktur zerstört die Vorstellung, dass irgendjemand hier sicher fahren kann. Die Ignoranz der Stadt gegenüber diesen Zuständen gipfelte im zynischen Schauspiel des letzte Woche abgesagten „Fahrrad-Dialogs“. Ein Sprecher beklagte das mangelnde Interesse und nannte das Format „ideal für den persönlichen Austausch“. Viele unserer Mitglieder haben sich jahrelang auf den vorgesehenen Wegen für eine sichere Radinfrastruktur eingesetzt – im Rahmen des Radentscheids und in anderen Initiativen. Das Ergebnis war ein Gefühl der Machtlosigkeit: Viel gekämpft, nichts gewonnen.
Die Stadt sagt: ‚Warum redet denn keiner mehr mit uns?‘ und liefert die Antwort selbst: Weil ihr nicht zuhört. Das Schweigen der Radfahrenden ist kein Desinteresse, es ist die Erschöpfung nach jahrelangem Kampf gegen Windmühlen. Unsere Anliegen brauchen keinen neuen Dialog, sie stehen in euren eigenen, rechtskräftigen Ratsbeschlüssen. Wenn die offiziellen Wege versagen, wird ziviler Ungehorsam zur einzig logischen Konsequenz.
Unsere heutige Amtshandlung ist die Antwort auf gebrochene Versprechen. Anstatt unsere Energie in Scheindebatten zu verschwenden, investieren wir sie in die praktische Umsetzung dessen, was längst beschlossen ist: die Sicherheit für alle.
Dies geschah im Rahmen der Aktionen der “Klimakooperation Osnabrück” zum Thema “Mobilität” im September. Die Schablonen-Vorlage für diese Korrektur stellen wir auf unserer Webseite zur Verfügung, damit sich unser Service auch in anderen Städten verbreiten kann.
Über das Unordnungsamt:
Das Unordnungsamt ist eine unabhängige Behörde zur Aufdeckung und Korrektur von städtischem und systemischem Versagen. Wir leisten Amtshilfe, wo die zuständigen Stellen ihre Verantwortung nicht wahrnehmen.
Hier die Vorlage als SVG-Download: https://files.catbox.moe/itpxsr.svg