Wessen Bild? Wessen Stadt?
Liebe Freundinnen und Freunde, liebes solidarisches Osnabrück!
Heutzutage wird viel über das „Stadtbild“ geredet. Um Innenstädte angeblich „sicherer“ und „sauberer“ zu machen.
Aber wir müssen uns doch ehrlich fragen: Wessen Sicherheit ist hier gemeint? Und wessen Bild von „Sauberkeit“ wird uns hier aufgezwungen?
Wenn die Politik von „Sicherheit“ spricht, meint sie Sicherheit vor den Armen. Wenn sie von „Ordnung“ spricht, meint sie eine sterile Kulisse für zahlende Konsumenten. Und wenn sie vom „Stadtbild“ reden, dann meinen sie eine Fassade, hinter der die sozialen Realitäten unserer Stadt unsichtbar gemacht werden sollen.
Wir sagen: Eure saubere Fassade ist eine Lüge!
Reden wir mal darüber, was UNSER Stadtbild wirklich stört!
- Uns stört nicht der Mensch, der auf einer Bank schläft. Uns stört die Bank, die mit Eisenbügeln gebaut wurde, DAMIT dort niemand schlafen kann! Das ist die wahre Gewalt in unserem Stadtbild. Die kalte, geplante Gewalt der feindseligen Architektur.
- Uns stört nicht der suchtkranke Mensch, der dringend Hilfe braucht. Uns stört, dass diese reiche Stadt Geld für flächendeckende Videoüberwachung hat, aber seit Jahren keinen einzigen, notwendigen Drogenkonsumraum schafft!
- Uns stört nicht der Jugendliche, der sich mit einem Graffiti ausdrückt. Uns stört eine Stadt, in der Konzerne legal den öffentlichen Raum mit kommerzieller Werbung zupflastern dürfen, während jede unkommerzielle, künstlerische Äußerung wie Grafitti als ‚Kriminalität‘ verfolgt wird!
- Uns stören nicht Geflüchtete oder migrantische Menschen die sich natürlich wie alle anderen Menschen im öffentlichen Raum aufhalten. Uns stören Razzien im Schlossgarten und Racial Profiling in der johanisstraße
Noch bevor Merz über das Stadtbild sprach, migrantische und arme Menschen kriminalisierte, wurde hier in Osnabrück der 10-Punkte-Plan eingeführt. Ähnlich wie bei Merz populistischen Kommentar, argumentierte die Stadt für dieses Konzept auch mit dem Sicherheitsgefühl von Frauen. Jedoch liegen sowohl Merz als auch der Osnabrücker Stadtrat falsch.
Das 10-Punkte-Programm ist kein Sicherheitskonzept. Es ist ein Programm zur sozialen Verdrängung und Racial Profiling. Es ist die Kapitulation der Sozialpolitik vor der Repression. Es ist die kalte Umsetzung des Prinzips: Anstatt die Armut zu bekämpfen, werden die Armen bekämpft!
Schauen wir uns diese Werkzeuge der sozialen Säuberung an:
- Die Alkoholverbotszone ist das Werkzeug, um Menschen zu vertreiben, die kein Geld haben, um in einer Bar zu konsumieren. Sie trifft gezielt die, für die der öffentliche Raum der einzige soziale Treffpunkt ist.
- Die Waffenverbotszone ist der Vorwand, um Menschen zu schikanieren – nicht, weil sie gefährlich sind, sondern weil sie in den Augen der Stadt unerwünscht sind.
- Und die Videoüberwachung ist ein weiterer Schritt zur totalen Kontrolle, die sicherstellt, dass die Welt nur noch eine Fabrik ist, in der wir als Konsumenten zu funktionieren haben – oder als „Störfaktor“ aussortiert werden.
Wenn der öffentliche Raum nur noch denen gehört, die dafür bezahlen können, dann ist jede unbezahlte Nutzung eine Form der Rückeroberung!
Jedes Graffiti, das sich die Wand von der Werbung zurückholt, ist ein Akt der Aneignung. Jeder Mensch, der es wagt, sich auf einer feindseligen Bank auszuruhen, nimmt sich seine Würde zurück. Und jeder von uns, der heute hier steht und den Konsum stört, beweist: Wir lassen uns diesen Raum nicht nehmen!
Unsere Unordnung ist die menschliche Antwort auf ihre kalte, unmenschliche Ordnung!
Sie geben uns 10 Punkte der Repression. Wir geben 3 Punkte der Menschlichkeit und der Solidarität zurück!
Wir fordern:
- Statt Kameras: Bezahlbare Wohnungen für alle!
- Statt Verbotszonen: Drogenkonsumräume und Streetwork auf Augenhöhe
- Statt Vertreibung: Einen kostenlosen Nahverkehr und öffentliche Räume, die für Menschen da sind, nicht für Profite!
Wir fordern soziale Lösungen für soziale Probleme! Osnabrück gehört nicht den Fassaden. Osnabrück gehört uns allen. Danke!
